Das kratzt!

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Na gut, man muss ja nicht gleich das Schlimmste ....

... Beispiel nehmen. Auch eine Drahtbürste kam mir in den Sinn, aber eine Verulkung sollte der Text nun auch nicht werden. Beim Schreiben neuer Schilder mit den Mikron Zahlen meiner Fasern musste ich unwillkürlich an eine Äußerung einer erfahrenen Handspinnerin denken: "...30 mic, nicht gerade was man weich nennen würde..." Stimmt!

Wenn "weich" das einzige Kriterium wäre käme diese Wolle nie zum Einsatz und mehr noch, es würde keine Woll-Schafe geben, wenn man es konsequent zu Ende denkt. Denn die erste Schafwolle war alles andere als besonders weich. Was hat Wolle so einzigartig gemacht das sie seit Jahrtausenden die Menschen erfolgreich im Alltag begleitet? Sie ist flexibel in vielen Bereichen einsetzbar, biologisch abbaubar, klimaregulierend, ...nachhaltig. Wundervoll!

Gut, aber warum nimmst Du dann eine Shetland Wolle mit 30mic und keine Optim-Merino mit 10-12mic?
Jedes Mal wenn ich Naturwolle spinne ist sie hart und kratzig! Das ist mindere Qualität!
Ich bin allergisch gegen Wolle, sie kratzt!

Diese und ähnliche Sätze schon mal gehört oder gedacht? Ich finde auch das Wolle mitunter kratzt oder zu warm wird. Leider gibt es keine einfachen Antworten auf diese nicht unwahren Sätze, sondern ziemlich komplexe Antworten. Ein paar von ihnen versuche ich hier einmal kurz anreißen:

Es spielen die Qualität der Verarbeitung, die Gewohnheiten des Nutzers und die Art der Wolle eine Rolle. Schafrassen die in rauen klimatischen Bedingungen leben benötigen einen festeren Schutz als solche in mildem Klima. Wurden die Schafe für Wolle gehalten oder für Fleisch oder für beides? Schafwolle unterläuft viele Prozesse bevor sie zu Garn wird, wurden alle Vorgänge optimal ausgeführt? Eignete sich die Spinntechnik für die Faser? Sind die Fasern gemischt worden? Wieviel Lanolin war in der Wolle? Wurden Chemikalien bei der Bearbeitung/Färbung eingesetzt? Was war ich am Ende bereit für meine Wolle zu zahlen? War diese Wolle wirklich für Pullover gesponnen oder für Teppiche? 

Zurück zur ersten Frage - warum nicht also nur noch weiche Wolle spinnen? Ganz einfach - weiche Wolle kann nicht alles was festere Wolle kann. Sie ist weniger resistent gegen Reibung, oft chemisch optimiert und hat weniger Elastizität. Im schlechtesten Falle: Dein weicher Pulli wird also pillen, schnell ausleiern, hat die Umwelt geschädigt und kann Allergien auslösen. 

Zur zweiten Aussage - jedes mal wird beim Spinnen von Naturwolle diese hart und kratzig. Bitte bedenke neben der Wahl der Fasern, die Wahl Deiner Spinntechnik. Wenn Du die Fasern in ein zu enges Korsett presst, Ist es wahrscheinlich das jede Faser kratzt. Wie war die Vorbereitung Deiner Fasern? Selbst Kammzüge von Fasern mit hohem Mikron-Wert würde ich in Streichgarn-Technik spinnen, damit soviel wie möglich Luft in die Fasern gelangt, was wiederum für wohlige Wärme und Weichheit sorgt. 

Mindere Qualität? Eher nicht. Wahrscheinlicher ist ein klarer Fall von einigen Fehlentscheidungen. Oh, selbstverständlich gibt es mindere Qualität bei Garnen und Fasern. Aber sie hat weniger mit "Kratzen" zu tun, sondern mit kranken Schafen, möglichst billigen Produktionsmethoden, falschen - sich widersprechenden Ansprüchen,...

Zur dritten Aussage - Allergien nehmen in Industriegesellschaften leider zu. Aber mit Sicherheit bist Du nicht gegen die Wolle selbst, sondern die Inhaltsstoffe allergisch. Bei einer Allergie gegen Lanolin (Wollfett) würde ich zu Alpaka und Pflanzenfasern wechseln. Leider werden um Wolle gegen Schädlinge zu schützen, sie leichter durch die Produktionsmaschen zu schleusen, eine optimierte Oberfläche zu erzielen, eine tolle Farbe zu erzeugen, giftige Chemikalien eingesetzt. Schon Spuren davon reichen bei empfindlichen Menschen aus um Reaktionen auszulösen. Die Industrie hat mittlerweile viele Label im Umlauf die zeigen sollen das man vertrauen kann. Eine Garantie bieten nur 2 Label von 1000en. Habe mich kürzlich mit dem Thema etwas eingehender befasst: Label, Sigel und Marken 

Selbstverständlich kommen noch die eigenen Gewohnheiten hinzu, ist man als Kleinkind in Berührung mit echter Wolle gekommen? Konnte sich die Haut an das Gefühl gewöhnen? Ok, ich möchte nicht empfehlen alle Kinder in kratzige Sachen zu kleiden. Aber vielleicht in natürlichere? Weniger Microfaser und Baumwolle vielleicht? Also weniger Plastik und Gift...

Warum gibt es nicht gute und billige Wolle? Die Erzeugung von schönem Garn erfordert sehr viele Schritte, angefangen von der Haltung / Gesundheit der Schafe bis hin zur Verpackung. Wer schon einmal Garn gesponnen hat bekommt eine kleine Vorstellung davon wie aufwendig es ist. Daher kann/darf Wolle gar nicht billig sein!

Ich merke beim Schreiben dieser Sätze das ich ganz schön emotional werde und ganze Romane aus mir heraussprudeln: 
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es glücklicher Weise nicht, bleiben wir mit unseren Ansprüchen also mal schön auf dem Teppich. 

Annett Krohm • 27. Oktober 2020

Hoffnung sieht das Unsichtbare, fühlt das Unfassbare und erzielt das Unerklärbare.

Maximilian Kolbe


von Annett Krohm 25. Juli 2025
Nicht nur bei den Büchern wurde aussortiert, auch die älteren, dicken Garne sind zum Teil im Sale. Leicht zu finden auf der Titelseite des Shops . Die guten Bücher sind wieder in den Flohmarkt-Teil des Shops umgezogen und warten dort auf die neuen Besitzer.
von Annett Krohm 19. Juli 2025
Die lange Zeit der Abwesenheit war ich natürlich nicht untätig: Ich habe aufgeräumt und dabei sehr viele, sehr schöne Handarbeits-Bücher aus meinem Fundus in den Laden eingestellt. Sie gibt es teilweise gar nicht mehr zu kaufen. Alle natürlich zu Sonderpreisen, so gut wie alle sehen unbenutzt aus. Der Buchverkauf soll hier natürlich nicht zur Regel werden - es handelt sich um Einzelstücke aus meinem privaten Bücherregal. Ich könnte auch Ebay nutzen, aber hier passen sie besser zum Thema. Also wenn weg, dann weg. Du findest sie gleich auf der Startseite des Shops oder in der Fundgrube . Viel Spaß beim Stöbern! Deine Netti
von Annett Krohm 12. Juli 2025
Liebe geduldige Freundinnen, von 100% kann noch keine Rede sein, aber 80% der Krankheiten/Unfälle sind nun im Griff. Leider zunächst ohne ärztliche Hilfe - man sucht noch oder auch nicht. Was kann man in einem 15 Minuten Gespräch ohne Untersuchung auch erwarten? Der häufigste Satz war immer, man hätte noch andere Patienten... wurde dann an eine wunderbare Psychologin überwiesen, die tatsächlich meinen schweren Husten und meine Schmerzen in den Griff bekam. Nebenbei wurde mir schriftlich attestiert, das ich ein völlig normaler Mensch bin, total harmlos. Immerhin. Und ich dachte immer Allgemeinmedizinerinnen seien für eine Lungenentzündung das Mittel der Wahl. Umso dankbarer bin ich der Frau Dr. Psychologin, wir haben mit Naturheilkunde den Husten besiegt. Saftkuren, hochdosierte Vitamine, Magnesium, Hagebuttenpulver und Schwarzkümmel-Öl haben das Wunder vollbracht. Vorangegangen war ein spezieller Bluttest, der privat zu zahlen war (18 Euro) und für einige AHA Momente sorgte. Die beiden zuvor angeordneten Blutbilder (Krankenkasse) waren unauffällig. Zuvor hatte ich fast 6 Monate ein kleines Vermögen und auch Rezepte völlig sinnlos in die Apotheke getragen. Die linke Hand macht noch Probleme, aber das ist auszuhalten. Mir scheint, das wird ärzteseitig auch erwartet. Ich werde auf keinen Fall regelmäßig Schmerzmittel schlucken. Ich trainiere eisern mit den Fingern, Pianistin werde ich wohl nicht mehr. Ich hoffe Euch bald wieder mit Wolle-Texten zu bereichern... Liebste Grüße Netti PS: Mein Fazit aus dieser nicht enden wollenden Krankengeschichte: Die Standarduntersuchungsmethoden der Krankenkasse greifen nicht. Immer deutlicher wird auch, das Frau-sein nachteilig beim Arzt ist.
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