Fallspindeln
Fallspindeln sind die beweglichsten und einfachsten Spinnwerkzeuge die die Menschheit kennt.
Sie werden so genannt, weil sie am Faden hängend (quasi fallend) spinnen.
Kopfspindeln, Hochwirtelspindeln, Top Spindeln
bezeichnen die Gruppe von Spindeln deren Wirtel am oberen Ende des Schaftes angebracht sind. Die meisten von ihnen haben zusätzlich einen Haken oder eine Kerbe im obersten Teil des Schaftes. Es sind die am häufigsten, weltweit verbreiteten Spindeln.
HAKEN
Der oberste Teil der Kopfspindeln ist der Haken. Dort wird mittels des Fadens die Spindel gehalten. Nicht selten ist dort eine Spirale, ein Loch, eine Kerbe, eine Rille oder auch gar nichts weiter angebracht. Die Vielfalt ist auch hier groß. Wo diese Halterungen liegen hat entscheidenden Einfluss auf die Laufeigenschaften einer Spindel. Siehe dazu das Kapitel Spindelmechanik
WIRTEL
Ach, es gibt so schöne Wirtel - die Vielfalt ist überwältigend. Spindeln werden danach gruppiert, wo dieser Wirtel sitzt.
Nicht immer sind es scheibenförmige Bauteile, es gibt runde, zylindrische, strahlenförmige Achsen oder pilzförmige Spindeln.
Ihre Beschaffenheit bestimmt u.A. die mögliche Geschwindigkeit der Spindel.
GARNVORRAT
Der Garnvorrat ist natürlich kein Bauteil der Spindel. Angebracht in verschiedenen Formen und an verschiedenen Stellen der Spindel hat nicht nur ästhetische Aspekte. Nach und nach füllt sich die Spindel und wird dadurch schwerer, je nachdem wie der Garnvorrat gewickelt wird, kann das das Laufverhalten beeinflussen.
SCHAFT
Der Schaft einer Spindel - das Herzstück, das Stöckchen, das die Welt veränderte. Der Schaft hält nicht nur das Garn, es ist ebenso die Rotationsaxe um die sich Deine Spindel dreht.
Mittelwirtel-Spindeln
Es braucht keine wissenschaftliche Erklärung warum die Gruppe von Spindeln so bezeichnet wird. Wo diese Form erfunden wurde weiß man nicht. Besonders häufig treten sie heute auf dem Balkan, Südamerika und in Asien auf. Man kann bei diesen Spindeln den Garnvorrat beidseitig (ober- und unterhalb) des Wirtels anbringen.
Tiefenwirtelspindel, Fußspindel
Diese Gruppe von Spindeln war lange Zeit die beliebteste Form. Sie folgt der Schwerkraft - der Wirtel, meist der schwerste Teil der Spindel, ist unten am Schaft angebracht. Diese Spindeln laufen in der Regel ruhiger als Kopfspindeln.
Arten von Fallspindeln*
Ahka Spindeln
Eine Ahka Spindel ist eine leichte Mittelwirtel-Spindel. Der Wirtel ist eine flache Scheibe mit einem Durchmesser von 4 bis 5 cm. Der Schaft ist dünn und ca. 20 bis 25 cm lang. Ahka Spindeln wurden zum Spinnen von Baumwolle genutzt. Zunächst wird die Spindel waagerecht in der Hand gehalten und ein Faden durch drehen und ausziehen gewonnen. Dann weiter in der Senkrechten spinnen um mehr Drall in den Faden zu bekommen. Traditionell werden diese Spindeln mit Rolags gesponnen, Singles in S- Twist.
anden Spindeln
Anden Spindeln sind Tiefenwirtelspindeln. Sie werden genutzt um Garne mit viel Drall zu spinnen die zum Bandweben verwendet werden. Die Spindeln haben einen dünnen Schaft der sich zur Spitze hin verjüngt. Der Wirtel wird einfach über den Schaft geschoben und eventuell noch mit etwas Fasern befestigt. Diese Spindel hat keinen Haken oder Kerbe.
Balkan Spindeln
Balkan Spindeln sind Hochwirtelspindeln mit 2 Wirteln. Sie wurden zum Spinnen von Flachs verwendet. Ohne die Wirtel kann man sie ebenso verwenden. Siehe Hakenstock. Mit einem Wirtel verwendet man sie als Hochwirtelspindel für feinere Garne. Mit beiden Wirteln verwendet man sie für mittelstarke Garne oder zum Zwirnen. Das Garn wird zwischen den beiden Wirteln aufgewickelt. Entfernt man nun die Wirtel kann man den Schaft als Webschiffchen verwenden.
Dealgan Spindeln stammen aus dem 18. Jahrhundert aus Schottland. Ausgesprochen: Dschäl-ä-gänEs sind einfache, wirtellose Fallspindeln mit einem einfachen, sich stark verjüngenden Rumpf (Schaft). Durch diese Form entsteht eine Tiefenwirtelspindel. Das Garn wird ähnlich wie bei einer Nostepinne (Wickeldorn) aufgewickelt.
Französische Spindeln
Eine französische Spindel ist aus einem Stück Holz gefertigt und hat keinen Wirtel. Sie können sowohl als Fallspindeln als auch als aufgesetzte Spindeln verwendet werden. Sie haben an der oberen Spitze eine eingekerbte Spirale, durch das der Faden läuft. Manche haben an dieser stelle eine metallene Kappe mit oder ohne Haken.
Haken Spindeln
Bei archäologischen Ausgrabungen wurden bronzene Haken und viele Wirtel aus der Römerzeit gefunden. Sie wurden verwendet wie die Hakenstock Spindeln, versehen mit einem Wirtel kann man sie als Fallspindeln verwenden.
Hakenstock Spindeln
Man vermutet das so das Spinnen von Hand erfunden wurde, ein nätürlich gewachsener, kleiner Stock. Eventuell mit einer Astgabel, die als Haken genutzt werden konnte oder als Gewicht. Später wurden daraus Perlwirtel Spindeln.
Kreuzspindeln sind traditionell Tiefenwirtelspindeln, es gibt sie mit einfachem Arm und doppelten gekreuzten Armen. Spindeln mit einfachem Arm können in Asien und Australien gefunden werden. Doppelkreuz-Spindeln findet man häufig im Mittleren Osten. Türkische Spindeln haben 2 an einem sich verjüngenden Schaft montierte, gleichmäßige Arme. Das Besondere an ihnen ist, das indem man das Garn um die Arme wickelt, ein Garnknäul entsteht das von beiden Enden her genutzt werden kann.
Perlwirtel-Spindeln sind Tiefenwirtelspindeln. Sie können sowohl als Fallspindeln als auch als aufgesetzte Spindeln verwendet werden. Historisch gesehen sind sie die am häufigsten verbreiteten Spindeln, sie wurden auf der ganzen Welt verwendet. Der Schaft ist dünn und verjüngt sich zu einer scharfen Spitze, er kann aus Metall oder Holz sein. Der Wirtel ist normalerweise nicht größer als 3 cm im Durchmesser und aus schwerem Material wie z.B. Stein, Ton, Metall hergestellt. Der Wirtel wird befestigt indem er einfach aufgeschoben wird und etwas mit Fasern stabilisiert wird oder der Ton wird direkt um den Wirtel geformt wird. Manchmal wird der Wirtel in der Mitte des Schaftes angebracht. Dann kann man das Garn zu beiden Seiten des Wirtels wickeln und dann die Spindel direkt als Webschiffchen verwenden.
Portugiesische Spindeln
Die portugiesische Handspindel besteht aus einem Stück Holz, ohne Wirtel. Die Form der Spindel macht sie zu einer Tiefenwirtelspindel, ganz ähnlich der französischen Spindel, nur in einer Art Birnenform mit einer spiralförmigen Kerbe an der Spitze.
Viktorianische Spitzen Spindeln
Die viktorianische Spitzen- oder Seiden-Spindel ist eine Kopfspindel. Angefertigt aus einem Stück, oft dekoriert mit Emaille oder sogar vergoldet. Der Schaft hat eine sehr typische, sich nach unten weitende Form.
Spinnen mit FallSpindeln
Teil 1
Teil 2
Platzhalter für Handspindel - Videos